Neubau

DER WERDEGANG EINES STREICHINSTRUMENTS

 

Der Bau eines Streichinstruments beginnt mit der Auswahl des Modells. Der Geigenbauer hat die Möglichkeit auf historische Vorbilder ( Stradivari, Amati, o.a. ) zurückzugreifen, oder ein eigenes Modell zu entwerfen. Die Umrisse von Schnecke, F-Löchern und Korpus sollten fein aufeinander abgestimmt sein, denn das ästhetische Erscheinungsbild des Instruments hat einen hohen Stellenwert.

Die Auswahl der Hölzer ist sowohl für den Klang, als auch für das Aussehen entscheidend.‚ Boden Zargen und Schnecke müssen hinsichtlich Ihrer Maserung und Flammung,- Decke und Boden hinsichtlich ihrer Beschaffenheit, aufeinander abgestimmt sein.

 

Mit dem Einfügen der Eck-, Ober - und Unterklötze in das Formbrett, beginnt die eigentliche handwerkliche Arbeit. Sind die Klötze mit Stockeisen und Feile dem Umriß angepaßt, wird das Zargenholz auf Stärke gehobelt und dann mit dem heißen Biegeeisen gebogen, sodaß es hernach an die Klötze geleimt werden kann. Damit man zum Aufleimen von Decke und Boden genügend Leimfläche hat, werden zusätzlich "Reifchenleisten“ gebogen und auf der Innenseite gegen den Zargen geleimt.

 

Wenn Decke und Boden gefugt und verleimt sind, wird mit dem fertigen Zargenkranz der Umriß auf beide Platten übertragen und ausgesägt. Bei der Gestaltung der Decken- und Bodenwölbung mit Abstecheisen, Wölbungshobeln und Ziehklinge, lernt der Geigenbauer das Holz richtig kennen. Sind die Außenwölbungen fertiggestellt, werden die Umrisse von Decke und Boden durch das Einlegen der " Ader " hervorgehoben. Die gewonnene Erfahrung über die Beschaffenheit der Hölzer und das Prüfen von Klopftönen, Biegesteifigkeit und Elastizität des Holzes helfen dem Geigenbauer bei der Ausarbeitung von Decke und Boden die richtigen Stärken festzulegen. Nun wird der  Boden auf den Zargenkranz aufgeleimt, das Formbrett entfernt, und die oberen Reifchen eingefügt.

 

Das Schneiden der F-Löcher und das Einpassen des Baßbalkens sind die letzten Arbeiten bevor der Korpus geschlossen wird. Das nun folgende Stechen der Schnecke ist eine der schönsten, gestalterischen Arbeiten am Instrument. Nach ca. 150 - 200 Std., wenn die fertiggestellte Schnecke in den Korpus eingepaßt und eingeleimt ist, ist das Instrument lackierfertig.

 

Die Lackierdauer hängt davon ab, ob der Geigenbauer einen Lack auf Spiritusbasis , oder der Basis ätherischer Öle wählt. So muß er noch einmal zwischen zwei Wochen und drei Monaten Geduld aufbringen, bis der Spannende Moment der ersten Klangprüfung gekommen ist.